Ghana – Projekt Share
Ungefähr eines von drei Kindern unter fünf Jahren leidet an Mangelernährung - und dies obwohl keine Hungersnot herrscht.
Künstlerische Schönheit: eine Vision für soziale Entwicklung
Ayaana Media & Publishing ist ein äthiopisches Sozialunternehmen, das sich für Literatur und Kunst am Horn von Afrika einsetzt. Seit zehn Jahren sind wir in den Bereichen Verlagswesen, Film, Fotografie, Design und Übersetzung tätig, mit Online- und physischen Publikationen in mehreren lokalen Sprachen und Englisch. Wir arbeiten mit verschiedenen Gemeinschaften zusammen, um Geschichten zu erzählen, welche die Kultur wertschätzen, aufklären und inspirieren.
Wir glauben, dass kreativer Ausdruck nicht nur den Industrienationen vorbehalten ist, sondern die Produktion und der Genuss von Kunst zur sozialen Entwicklung, zum Aufbau von Gemeinschaften und zum zwischenmenschlichen Frieden beitragen. In einem Land wie Äthiopien ist dieser Paradigmenwechsel notwendig, um die Würde und Handlungsfähigkeit der Menschen zu fördern. Zu diesem Zweck konzentriert sich Ayaana Media & Publishing auf die Wertschätzung und Förderung der Kunst in benachteiligten Gemeinschaften.
Ayaana wurde 2012 gegründet, um den Kreislauf des Analphabetismus am Horn von Afrika zu durchbrechen. In den ersten Jahren redigierten, gestalteten und veröffentlichten wir eine Literaturzeitschrift mit zeitgenössischer Poesie, Belletristik, mündlichen Überlieferungen und allgemeinen Bildungstexten in der jeweiligen Landessprache. Innerhalb von fünf Jahren haben wir 120‘000 Magazine gedruckt, von denen viele noch heute im Umlauf sind. Im Mittelpunkt des Projekts stand die Förderung des Lesens und Schreibens, um kritisches Denken und den Dialog in den lokalen Sprachen anzuregen.
Später organisierten wir in der somalischen Region Äthiopiens Poesieveranstaltungen, bei denen wir unsere Medien- und Kommunikationsmittel einsetzten, um Entwicklungsbotschaften zu vermitteln. Bei unserer ersten Veranstaltung in dieser «Nation der Dichter», wie sie oft genannt wird, trugen junge somalische Frauen Originalwerke vor, die sich mit Themen wie Mutterschaft, innerer Schönheit und Liebe befassten. Obwohl Frauen normalerweise nicht die Möglichkeit haben, auf einer Bühne zu stehen und ihre Meinung kundzutun, gelten sie als das Rückgrat der somalischen Gesellschaft – ihr Mut, öffentlich auf soziale Probleme aufmerksam zu machen, wird wahrscheinlich Auswirkungen auf die nächste Generation haben.
Um zudem mit negativen Stereotypen aufzuräumen, z.B. dass Somalier Piraten oder Kämpfer seien, haben wir 2015 eine Zeitschrift mit dem Titel «Modern Nomads» herausgegeben, die sich mit der Identität von Jugendlichen im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg in Somalia befasst. Die Verstädterung brachte vor allem für somalische Männer eine Identitätskrise mit sich, weil sie ihre Aufgabe als nomadische Kamelhirten verloren. Unsere Publikation beschäftigte sich mit der Frage: «Was bedeutet es, Somali zu sein?» Die Publikation war so erfolgreich, dass daraus weitere lokale Projekte entstanden sind, in denen wir die Würde des somalischen Volkes und die Schönheit seiner literarischen Kunst hervorheben.
Seit 2015 widmen wir uns dem Erzählen von Geschichten mit Hilfe von Videos und Fotografie und halten die Schönheit Äthiopiens mit seinen vielfältigen Menschen, Sprachen und Kulturen fest. Wir bewegen uns an der Schnittstelle von visueller Dokumentation, Kultur, Kunst, Literatur und Erzählungen.
Ayaana möchte durch Kunst und Medien den Dialog, den Respekt und das Verständnis zwischen den verschiedenen Gemeinschaften und ethnischen Gruppen in Äthiopien fördern. Angesichts der derzeitigen Konflikte und vorherrschenden Identitätspolitik könnte eine durchdachte, sensible kulturelle und künstlerische Produktion zu einer grösseren Einheit beitragen, um der Zersplitterung Äthiopiens entgegenzuwirken.
«Äthiopier sind gut darin, die Kultur ihrer eigenen ethnischen Gruppe zu schätzen, interessieren sich aber kaum für die anderen. Wir müssen beginnen, die Schönheit und Würde der fremden Kultur der anderen Ethnien in unserem eigenen Land zu erkennen. Auf diese Weise können wir den Tribalismus überwinden – durch kulturübergreifende Wertschätzung.»
Alembirhan Fite
Einige der grössten aktuellen Herausforderungen in Äthiopien liegen zwar in kulturellen Praktiken und Traditionen, in denen aber – so glauben wir – gleichzeitig auch die besten Lösungen zu finden sind. Wir sehen Ayaana Media & Publishing als ein Mittel, positive Aspekte derselben Kultur zu fördern.
Somalische Kultur
Negative Praktiken: Kinderheirat, Genitalverstümmelung bei Frauen, Polygamie
Positive Praktiken: Zusammenarbeit, Gleichberechtigung, starke Unterstützung der Gemeinschaft und kultureller Austausch
Es gibt viel unterschätztes und ästhetisches Kulturerbe, aus dem wir Lehren für Äthiopien ziehen können. Ayaana will indigene kulturelle Praktiken, Kunst, Werte und Geschichten erfassen und fördern, den kritischen Dialog darüber anregen und sie mit der internationalen Gemeinschaft teilen. Wir möchten, dass marginalisierte Gruppen sich selbst durch die Medien repräsentieren, damit sie ihren Platz in dieser Welt finden und sich selbst ausdrücken können.
Bei allem, was wir tun, versuchen wir zu vermeiden, uns nur um die Erhaltung und Förderung des kulturellen Erbes zu bemühen, auch wenn das Erbe wertvoll ist. Stattdessen fragen wir immer wieder, was jeder kulturelle Ausdruck für die heutige moderne Gesellschaft bedeutet – wie entwickelt die künstlerische Tätigkeit die Nation?
«Durch eigene Erfahrungen in Projekten vor Ort weiss ich, wie wichtig die Menschen im Hintergrund sind. PartnerAid leistet dabei einen wertvollen Beitrag. »